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Wissen

Wirkungs­orientierung umsetzen

Ein neues Theater errichtet, 500 Stipendien vergeben, 1’000 Bäume gepflanzt – das klingt beeindruckend. Manchen mag das genügen, aber welche Wirkung wird damit konkret erzielt?

Heute reicht es vielen Philanthropen nicht, einfach Gutes zu tun. Sie streben danach, nachweisbare Wirkung zu erzielen. Wirkungsorientierung wird dabei als eine Haltung verstanden, die darauf abzielt, positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen (siehe Inspiration «Vom Ergebnis her denken»).

Idealerweise zeigt sich Wirkungsorientierung auf allen Ebenen des philanthropischen Handelns, angefangen bei einer Stiftung als Geldgeber bis hin zu den geförderten Organisationen. Auch in Förderstiftungen, die keine eigenen Projekte durchführen, nimmt Wirkungsorientierung als Konzept einen immer höheren Stellenwert ein.

Es stellen sich also Fragen wie diese: Wie verändert der Betrieb des neuen Theaters die lokale Community? Welchen Werdegang nehmen die Stipendiatinnen und Stipendiaten nach Ende der Förderung? Welchen ökologischen Beitrag leisten die gepflanzten Bäume ganz konkret?

Das Konzept der Wirkungsorientierung bringt dabei unterschiedliche Vorteile für eine Stiftung mit sich, unabhängig ob die Projekte selbst durchgeführt oder gefördert werden. Haben Stiftungen ein umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen zur Wirkungsorientierung, gestaltet sich die Auswahl wirkungsorientierter Organisationen und Partner in einem komplexen Umfeld leichter.

Durch die Zusammenarbeit mit gut gewählten Partnerorganisationen ist sichergestellt, dass die Ziele der Stiftung erfüllt werden und eine umfassende Wirkungsorientierung erreicht wird. Auf diesem Weg lassen sich die Projekte zudem langfristig verbessern und steuern. Letztlich sind Stiftungen Vorbilder und Impulsgeber im philanthropischen Sektor, wenn sie das Konzept der Wirkungsorientierung vorleben und verkörpern. Verschiedene Ansätze helfen dabei, dieses Ziel zu realisieren.

Mit der richtigen Mission zu mehr Wirkung

Die Mission reflektiert die strategischen Ziele, Werte und Motivationen einer Organisation. Eine eher weitgefasste Mission erlaubt dabei mehr Agilität und Anpassungsfähigkeit, kann aber gleichzeitig die Wirkungsmessung erschweren. Eine sehr konkret und präzise formulierte Mission gibt mehr Orientierung. Ist sie zu eng gefasst, besteht jedoch die Gefahr, dass sinnvolle Lösungsansätze ausgeblendet werden. Zur Wirkungsorientierung gehört es, die eigene Mission regelmässig zu überprüfen und anzupassen.

Die Klarheit und Aktualität der Mission führen sowohl bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei den geförderten Organisationen zu einem besseren Verständnis für die Ausrichtung des eigenen Tuns. Sind die Ziele klar definiert, wirkt dies motivierend und fördert eine planvolle Arbeitsweise. Zudem wird allseits transparent, an welchen Kriterien die gemeinsame Arbeit gemessen wird.

Etablierung einer Kultur des Lernens in der Organisation

Auch viele Philanthropen streben an, Ziele schnell zu erreichen und sichtbare Erfolge zu erzielen. Es braucht jedoch Zeit, um eine Lernkultur zu etablieren. In wirkungsorientierten Organisationen ist Lernen Teil der Führungskultur und es werden ausreichende Ressourcen dafür bereitgestellt, etwa für Qualifizierungsmaßnahmen. Für die Etablierung der Wirkungsorientierung in der Organisation sind die Mitarbeiter umfassend in alle Aktivitäten eingebunden. Dazu gehört etwa, dass Weiterbildungen unabhängig von der Funktion und Position in Anspruch genommen werden dürfen. Dadurch stellt eine Stiftung sicher, dass alle Kolleginnen und Kollegen den Ansatz der Wirkungsorientierung verstehen und unterstützen.

Reflexion innerhalb der Organisation über die Projekte und die Art der Zusammenarbeit, aber insbesondere mit externen Partnern, fördert den Transfer von neuem Wissen und die kontinuierliche Verbesserung der gemeinsamen Wirkungsweise. Eine etablierte Lernkultur führt zu einer erhöhten Anpassungsfähigkeit der Stiftung und ihrer Projekte an Veränderungen im Umfeld.

Synergien durch Wissenstransfer und Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen

Viele Stiftungen sind finanziell nicht auf die Zusammenarbeit mit Partnern angewiesen. Gleichwohl können Kooperationen dazu beitragen, die eigene Wirkung zu erhöhen, als Organisation zu lernen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen.

Im besten Fall profitieren alle beteiligten Organisationen langfristig davon, ihr Wissen zu teilen und Synergien zu nutzen, indem sie etwa doppelte Arbeit vermeiden, Kapazitäten teilen sowie Prozesse gemeinsam weiterentwickeln. Beispiele dafür ist die kollaborative Erhebung von demografischen Daten oder das Teilen von Ressourcen wie Büro- oder Schulungsräume.

Durch ihre fördernde Tätigkeit haben Stiftungen häufig einen guten Überblick über den Sektor, in dem sie tätig sind, und verfügen dank ihrer bereits durchgeführten Programme über einen umfangreichen Wissensschatz. Wenn sie in Netzwerken aktiv mitarbeiten und offen über Erfolge und Misserfolge kommunizieren, profitieren alle Beteiligten. Dadurch können zukünftig bessere, wirkungsorientierte Entscheidungen getroffen werden. Die Arbeit der beteiligten Stiftungen verbessert sich inhaltlich, wird effizienter und kostengünstiger.

Für die Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern gibt es verschiedene formale und informale Möglichkeiten. Eine Zusammenarbeit bei lokalen Spendenprogrammen bringt öffentliche, private und philanthropische Ressourcen zusammen und stärkt dadurch die Wahrnehmung der Stiftung. Selbst Organisationen, die augenscheinlich unterschiedliche Zwecke verfolgen oder formale Unterschiede aufweisen, wie beispielsweise in Bezug auf ihre Grösse oder Rechtsform, können kollaborativ zusammenarbeiten und voneinander lernen.

Aus Fehlern für die Zukunft lernen

Irrtümliche Annahmen, veränderte Umweltbedingungen oder komplexe Prozesse können Fehler bedingen und zu Misserfolgen führen. Eine funktionierende Lernkultur beinhaltet, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich trauen, offen darüber zu sprechen und daraus zu lernen. Bisherige Vorgehensweisen können überprüft und verändert werden. In manchen Fällen ergibt sich aus der gemeinsamen Analyse grundsätzlicher Handlungsbedarf.

Stellen sich Misserfolge bei einer geförderten Organisation ein, kann es sinnvoll sein, zu überprüfen, ob und wie die eigene Förderpraxis dazu beigetragen haben kann – zum Beispiel durch stillschweigende Annahmen, unklare Absprachen oder weitgehende Vorgaben, die nicht zur Kultur der geförderten Organisation passen. Ein offener Dialog ermöglicht hier gemeinsames Lernen, um in Zukunft zusammen mehr Wirkung zu erzielen.

Alternativen zu finanzieller Unterstützung

Nicht nur finanzielle Mittel helfen dabei, möglichst grosse Wirkung zu erreichen. Netzwerke, Beratung, Schulungen, Büroräume oder Fachwissen unterstützen die Geförderten in vielen Fällen gleichermaßen – und manchmal sogar noch mehr als Geld –, ihre Ziele zu erreichen.

Stiftungen verfügen über zahlreiche Kontakte und geniessen eine hohe Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft. Einige Stiftungen nutzen diese Position, um bisher unterrepräsentierten Stimmen Gehör zu verschaffen. Durch den Aufbau von Netzwerken lernt die Stiftung die Bedürfnisse der geförderten Organisationen und ihrer Zielgruppen besser kennen und kann zielgerichteter unterstützen. Mit Kontakten zu Unternehmen, anderen Non-Profit-Organisationen und öffentlichen Institutionen können Stiftungen den geförderten Organisationen wertvolle Zugänge zu wichtigen Ressourcen verschaffen.

Fehlendes Wissen in einem bestimmten Bereich oder eine mangelhafte Datengrundlage für die Wirkungsmessung sind gleichermassen Anlässe, ein bestimmtes Projekt oder einen bestimmten Ansatz zu fördern. Wenn beispielsweise keine Daten über Kinder mit Leseschwäche vorliegen, kann ein Projekt gefördert werden, das diese Daten erstmals erhebt und Strukturen für einregelmässiges Monitoring etabliert.

Fazit

Die Erwartungen von Philanthropen und Stiftungen an ihre eigene Wirksamkeit verändern sich. Während sich früher viele darauf konzentrierten, renommierte Organisationen und Institutionen zu fördern oder Mittel für benachteiligte Gruppen bereitzustellen, richtet sich der Blick heute zunehmend auf die konkreten Wirkungen der eigenen Arbeit.

Durch die Etablierung der Wirkungsorientierung als Konzept und die Fokussierung auf tatsächliche Auswirkungen setzen Stiftungen ein Zeichen für einen positiven gesellschaftlichen Wandel.

Die Formulierung einer klaren Mission und die Schaffung einer Lernkultur sind interne Schritte, die dazu beitragen. Die Zusammenarbeit mit geförderten Organisationen ermöglicht das Schaffen von Synergien, das gemeinsame Lernen aus Fehlern und die Identifizierung von alternativen Unterstützungsformen. All dies stärkt die Effektivität und den langfristigen Erfolg philanthropischer Bemühungen.

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