Strategieentwicklung
Um in ihrem Betätigungsfeld möglichst viel zu bewirken, verfolgen zahlreiche Stiftungen eine doppelte Strategie: Sie setzen eigene Projekte um und fördern außerdem andere Akteure.
«Eigene Projekte entwickeln, Ziele festlegen, die Umsetzung planen und dann selbst ans Werk gehen – das ist genau das, worauf ich mich in der Stiftungsarbeit am meisten freue.»
«Wir sehen uns in erster Linie als Geldgeber. Für uns steht im Vordergrund, gute Organisationen und Projekte zu finden, die wir dann finanziell unterstützen können.»
In den meisten Büchern zu Stiftungen und Philanthropie wird streng zwischen operativer und fördernder Stiftungsarbeit unterschieden: Entweder führt die Stiftung ausschliesslich eigene Projekte durch oder sie stellt Mittel für andere Organisation bereit.
Tatsächlich existieren beide Möglichkeiten in Reinform, in der praktischen Arbeit herrschen jedoch Mischformen vor. Um möglichst viel Wirkung zu erreichen, entscheiden sich viele Philanthropen und Stiftungen für Mittelwege, kombinieren eigene Ideen mit der Förderungen anderer oder experimentieren sogar langfristig mit verschiedenen Formen der philanthropischen Arbeit.
Die passende Strategie finden
Die Erfahrung zeigt: Jede Lösung ist gut, die zum Problem passt. So betreiben manche Stiftungen zum Beispiel ein eigenes Krankenhaus, eine Kultureinrichtung oder eine Fortbildungsakademie – mit eigener Organisation und eigenem Personal.
Andere Philanthropen fördern ausschliesslich die Projekte Dritter. Oder sie sammeln mit eigenen Projekten erst einmal Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet, um dann die wirkungsvollsten Akteure in diesem Sektor besser einschätzen und zielgerichtet unterstützen zu können. Wiederum andere gehen den umgekehrten Weg – über eine Reihe von Pilotförderungen lernen sie Organisationen kennen, mit denen gemeinsam sie dann später etwas Grösseres aufbauen.
«An eigenen Projekten gefällt mir vor allem die grosse Gestaltungsfreiheit. Ich kann sowohl die Ziele festlegen als auch die Weise bestimmen, in der sie erreicht werden sollen. Wenn meine Stiftung grösser wird, werde ich dann sicher ein eigenes Team brauchen.»
«Wir widmen uns komplexen Themen wie Armut, Hunger oder Klimawandel. Allerdings verfügen wir selbst weder über profunde Expertise, noch haben wir die Zeit, uns im Detail einzuarbeiten. Deswegen fokussieren wir uns darauf, mit Hilfe von Fachleuten Organisationen zu finden, die bereits sehr gute Arbeit leisten und vielversprechende Ansätze verfolgen.»
Eine zentrale Frage, die sich viele Philanthropen stellen, lautet: Was bringe ich selbst mit – wie viel Zeit, wie viel Geld, welche relevanten Kenntnisse und Erfahrungen? Oder anders gefragt: Was kann ich vielleicht besser oder weniger gut, als diejenigen, die schon lange an der Lösung der Probleme arbeiten, die mir am Herzen liegen?
Häufig wird strategische philanthropische Arbeit eng mit operativer Arbeit und eigenen Projekten assoziiert. Aber auch ein zielgerichtetes Förderprogramm kann sehr strategisch und wirkungsorientiert sein.
Gemeinsam mehr erreichen
In den letzten Jahren ist daneben der Wert von Kooperationen immer weiter in den Blickpunkt gerückt. Viele Herausforderungen sind so gross, dass eine Organisation oder Stiftung allein wenig ausrichten kann.
Bei Kooperationen ist ein abgestimmtes Vorgehen wichtig, bei dem jeder Partner seinen spezifischen Beitrag leistet: Einige Organisationen etwa können direkt im Feld, also vor Ort aktiv sein. Andere konzentrieren sich darauf, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern, indem sie bei Regierungen, der Verwaltung oder überregionalen Organisationen für Veränderungen werben.
Manche investieren in die Entwicklung neuer, innovativer Lösungen oder in die Optimierung von bestehenden Angeboten. Und wieder andere stellen Mittel für die Aktivitäten der Partner zur Verfügung oder kümmern sich um die Koordination und Abstimmung der Partner und die gemeinsame Infrastruktur.
«Mein Stiftungsteam und ich haben inzwischen einige Erfahrung und Professionalität in der Durchführung von Projekten direkt vor Ort und mit unseren Zielgruppen. Wir suchen jetzt nach Partnern, die uns eine Ausweitung unserer Projekte erlauben, und bieten anderen Stiftungen und Organisationen unser Know-how in der operativen Arbeit an.»
«Wir arbeiten viel in internationalen Netzwerken mit erfahrenen Partnern. Damit die Netzwerke effizient und wirksam organisiert werden, stellen wir Mittel für eine Geschäftsstelle zur Verfügung. Diese Förderung hat eine erhebliche Hebelwirkung, weil sie hilft, Mittel in die wirksamsten Kanäle zu lenken.»
Sowohl mit eigenen Projekten als auch in der Zusammenarbeit mit Partnern können wesentliche Impulse zur Lösung wichtiger Fragen geleistet werden. Welcher Weg am meisten Wirkung erzielen wird, lässt sich zu Beginn eines neuen philanthropischen Engagements kaum mit Sicherheit vorhersagen.
Daher entscheiden sich viele Philanthropen dafür, zunächst einmal zu experimentieren, das Betätigungsfeld näher kennen zu lernen und auf diesen Erfahrungen aufbauend einen spezifischen eigenen Ansatz zu entwickeln. Häufig entsteht dabei ein differenziertes Programm, bei dem eigene Aktivitäten mit gezielt eingesetzten Förderungen kombiniert werden.
Von anderen lernen
Als besonders hilfreich empfinden viele Philanthropen den offenen Austausch mit den von ihnen unterstützten Organisationen, anderen Förderern und weiteren Experten im Feld. Oft können diese sehr gut beschreiben, wo die grössten Bedarfe im Feld bestehen und welche Lücken es bisher in der Förderung gibt. Eine solche Lücke zu schliessen, kann den entscheidenden Anstoss geben, dass Themen eine neue Dynamik entfalten und die Lösung von seit langem bestehenden Problemen wahrscheinlicher wird.