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Wissen

Die Sustainable Development Goals fördern

«Everyone, including the philanthropic community, has a huge role to play and can do more to make a larger impact. […] Unless the level of ambition and collaboration increases, there’s no way we’ll meet the targets.»
Kathy Calvin, ehemalige Präsidentin der UN Foundation

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030, die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden und damit für alle Länder Gültigkeit besitzen. Armut, Hunger, menschengemachter Klimawandel und Konflikte sollen reduziert oder im besten Fall aus der Welt geschafft werden. In ihrer Gesamtheit dienen die SDGs als Rahmen für die Kommunikation, Messbarkeit und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auf internationaler Ebene.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele richten sich dabei nicht nur an Staaten, internationale Organisationen und Unternehmen. Private Organisationen wie Stiftungen können entscheidende Beiträge zur Erreichung der Ziele leisten – mit finanziellen Mitteln, vor allem aber als Risiko-Kapitalgeber und Innovatoren. Schätzungen zufolge gaben Stiftungen zwischen 2016 und 2019 weltweit jährlich 40 Milliarden US-Dollar für globale Initiativen aus, die sich den SDGs widmeten. Die SDG Philanthropy Platform schätzt, dass philanthropische Organisationen bis 2030 insgesamt über 650 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen werden.

Exkurs: Die Entstehung der SDGs

Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit war der Einfluss von uns Menschen auf die Welt, in der wir leben, so gross. Dem menschengemachten Klimawandel stehen unglaubliche Fortschritte in Medizin und Technik gegenüber. Konflikte werden begonnen und beendet, massive Kapitalströme führen zu Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse in vielen Ländern. Während in einigen Regionen Armut und Hunger zurückgehen, brechen in anderen Krisen aus, die bereits erzielte Fortschritte wieder zunichte machen.

Vor diesem Hintergrund verabschiedeten die Vereinten Nationen bereits im Jahr 2000 acht Milleniumsziele für Entwicklung (Millenium Development Goals, MDGs). In den Entwicklungsländern sollten damit bis 2015 Armut und Hunger reduziert, Krankheiten bekämpft und Umweltzerstörungen beendet werden. Auf einigen Gebieten wurden tatsächlich bedeutende Fortschritte erzielt, die vorher von vielen nicht für möglich gehalten wurden, insbesondere bei der Bekämpfung der Armut.

Nach zahlreichen internationalen Konsultationen und Verhandlungen verabschiedeten die Vereinten Nationen am 25. September 2015 auf ihrer Generalversammlung neue Ziele für die Zeit bis 2030: die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Anders als die MDGs nahmen diese nicht primär Entwicklungsländer, sondern alle Staaten in die Pflicht. Zu den 17 Zielen wurden insgesamt 169 Unter- oder Einzelziele definiert, die seitdem die internationale Agenda bestimmen.

Details zu den einzelnen Zielen finden sich auf der Seite des
Regionalen Informationszentrums der Vereinten Nationen.

Was zeichnet die SDGs aus?

Die SDGs wurden entwickelt, um die Natur zu schützen und zeitgleich eine gerechtere Welt zu schaffen. Dafür ist erforderlich, dass alle gesellschaftlichen Akteure, wie Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ihre Beiträge leisten. Für die Umsetzung der SDGs in den Ländern des globalen Südens ist es erforderlich, dass Finanzsystem, Weltmärkte, Wissen und Technologie allenthalben zugänglich gemacht werden.

Wo stehen wir bei der Umsetzung?

Ein wichtiger Bestandteil der Agenda 2030 ist es, die Umsetzung der SDGs regelmässig nachzuhalten. Dazu wurden Indikatoren definiert, zu denen alle Staaten regelmässig berichten. Diese Indikatoren finden sich in einer Datenbank der Vereinten Nationen. Die britische NPO Global Change Data Lab hat den SDG tracker entwickelt, um den Status Quo jedes Landes zur Erreichung der SDGs zu visualisieren. Auf verschiedenen Weltkarten lässt sich interaktiv der Fortschritt bei der Erreichung der SDGs und ihrer Unterziele für jede Region der Welt darstellen.

Verschärft durch die weltweite Covid19-Pandemie sieht es im Augenblick nicht danach aus, dass alle SDGs bis 2030 erreicht werden. Zum einen besteht in vielen Bereichen noch politischer Handlungsbedarf. Zum anderen wird geschätzt, dass jährlich zusätzliche Investitionen in Höhe von zwei bis vier Billionen CHF erforderlich wären, um die Ziele erreichen zu können – Summen, die nicht erreicht werden.

Welchen Beitrag können Philanthropie und Stiftungen leisten?

Stiftungen und Philanthropen sind wichtige Akteure auf dem Weg zu einer nachhaltigen und gerechten Welt (siehe auch Inspiration «Nachhaltig engagiert»). Mit ihren finanziellen Ressourcen spielt die Philanthropie eine strategische Rolle bei der Erreichung der SDGs. Darüber hinaus können philanthropische Organisationen mit Expertise und Netzwerken zur Skalierung von Lösungen für die SDGs beitragen.

Weitere Qualitäten ergänzen diesen Ansatz, zum Beispiel Innovationsfähigkeit, Risikobereitschaft und Kooperationsbereitschaft sowie der Mut, in Form von Big Bets groß zu denken.

Wo lassen sich weitere Informationen finden?

Für Philanthropen und Stiftungen, die sich für die SDGs engagieren möchten, hält das Internet zahlreiche Kooperations- und Unterstützungsangebote bereit:

Länderreports

Für die Erreichung der SDGs und deren Unterziele haben die Länder Indikatoren bestimmt. In Deutschland veröffentlicht Destatis den aktuellen Status der verschiedenen Ziele, während es in Grossbritannien jährlich einen Report gibt. Ähnliches findet sich in Liechtenstein, in Form des Regierungsberichts über die Umsetzung der Agenda 2030. All diese Reports können auch als Anregungen dafür gelesen werden, in welchen Bereichen weiterhin hoher Handelsbedarf besteht und wo philanthropische Organisationen noch stärker aktiv werden können.

WEF Transformation Map

Die Transformation Map des World Economic Forum bietet eine interaktive Möglichkeit, Themen von internationaler Relevanz in ihrer Abhängigkeit voneinander zu verstehen. Mehr als 250 strategische Themen, wie Klimawandel oder Künstliche Intelligenz, werden miteinander in Beziehung gesetzt.

Active Philanthropy, Stiftungsleitfaden

Für Stiftungen ist der Stiftungsleitfaden von Active Philanthropy zu empfehlen, der aufzeigt, wie Stiftungen durch Anpassungen in ihren Förderstrategien einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten können.

Foundation 20

Die Stiftungsplattform Foundation 20 ist ein weltweiter Zusammenschluss von 60 Stiftungen, die sich für die SDGs und die Bewältigung der Klimakrise einsetzen, indem sie Brücken zwischen staatlichen Stellen, Wirtschaft und Gesellschaft bauen.

PhilanthropyForClimate

Der globalen Initiative PhilanthropyForClimate sind bisher mehr als 600 Stiftungen beigetreten, die sich verpflichtet haben, gegen den Klimawandel aktiv zu werden.

Catalyst 2030

Catalyst 2030 ist ein globales Netzwerk von mehr als 3’700 Personen und über 2’400 Organisationen, die gemeinsam dazu beitragen möchten, dass die SDGs bis 2030 tatsächlich erreicht werden.

Die SDGs – eine Chance für Stiftungen und Philanthropen

Die SDGs bieten Orientierung zu den globalen Prioritäten auf dem Weg zu einer nachhaltigen und gerechteren Welt. Der Abgleich der eigenen Aktivitäten mit den SDGs erleichtert es Philanthropen und Stiftungen, Gleichgesinnte zu finden, gemeinsam Projekte auf den Weg zu bringen oder Allianzen zu schmieden. Damit leisten die SDGs eine wichtige Aufgabe als Leuchtturm, nicht nur für global tätige Organisationen.

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